Das EndLose Haus 3 – Der Anfang vom Ende – Teil 2
Das Mädchen strich sich die Haare aus dem Gesicht. Aus irgendeinem Grund, trotz ihrer beängstigenden Erscheinung, welche David eigentlich Furcht einflößen sollte, wirkte dieses Mädchen irgendwie seltsam… normal. Sie hatte schulterlanges, braunes Haar, war dünn mit einigen Sommersprossen auf der Nase und den Wangen verteilt. Sogar ihre Kleidung konnte man in jedem Geschäft kaufen – schwarzes Trägershirt und Jeans, dazu schwarzrote Stiefel. Sie war älter als er ursprünglich angenommen hatte, eher so um die sechzehn – falls sie überhaupt ein Alter hatte. Hinter den beiden ertönte ein Brummen und schreckte sie auf, dies erinnerte David wieder daran, wo er sich befand.
„Wir müssen los“, sagte sie, „jetzt.“ Sie griff nach seiner Hand und fing an zu rennen. Dies überraschte ihn so sehr, dass er beinahe sein Handy fallen gelassen hätte, aber er rannte los. Er versuchte, es so ausgestreckt wie möglich vor sich her zu tragen, um ihnen den Weg zu erhellen.
„Das ist nicht nötig.“ Das Mädchen hob ihre freie Hand vor sich als sie sprach. „Ich mache das.“ Sie murmelte etwas, flüsternd und unverständlich, aber David war sich sicher, dass er diese Sprache nicht kannte. Ein glühendes Licht fing an, vor ihnen zu pulsieren und sie folgten. Es war wie das Licht eines Suchscheinwerfers, dass von oben kam und ihren Bewegungen folgte. Das Brummen von hinten wurde lauter als sie die erste Gabelung im Tunnel erreichten. Ohne zu zögern bog das Mädchen rechts ein. Es war offensichtlich, dass sie wusste in welche Richtung es ging und David dachte nicht daran, etwas dagegen einzuwenden. Kurze Zeit später hörte das Brummen auf und sie befanden sich vor einer Leiter, welche nach oben in die Dunkelheit führte.
„Hier rauf!“ Das Mädchen begann, die Leiter vor Peter zu erklimmen. Plötzlich wurde Peter seiner Situation bewusst und er fühlte sich unbeschreiblich verwirrt.
„Warte!“ Das Mädchen blieb bei der Mitte der Leiter stehen und blickte über ihre Schulter.
„Schau, ich weiß, dass das alles ziemlich merkwürdig ist-“
„Nein, nein, ICH weiß, was "merkwürdig" bedeutet. Ich habe viel Merkwürdiges gesehen. Wer BIST Du?“
„Ich werde es Dir bald erklären, okay? Wir müssen jetzt langsam echt von hier verschwinden, okay? An diesem Ort sollte eigentlich niemand sein und wir, naja, wir sind hier. Also-“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und fing wieder an zu klettern. David legte sich schon eine Erwiderung zurecht, doch das Brummen hinter ihm wurde wieder lauter. Der Drang zu Überleben setzte in diesem Augenblick Davids Verstand außer Kraft, also griff er nach der Leiter, folgte dem Mädchen und verließ den Tunnel, hoffentlich für immer.
Die Leiter führte das Paar in einen leeren Raum, der beinahe wie eine riesige Besenkammer aussah. Einige vereinzelte Eimer und Besen standen vor den Wänden, aber um ein Teil des Hauses zu sein wirkte es irgendwie zu bescheiden. Das Mädchen neben David klopfte sich den Schmutz aus den Klamotten und streckte David ihre Hand aus. Es war unheimlich, wie schnell ihre Stimmung umgeschlagen hatte. Widerwillig schüttelte David ihre Hand.
„Wahrscheinlich fragst Du Dich wer ich bin und woher ich Dich kenne!“ Sie fuhr fort, ohne eine Antwort abzuwarten. „Mein Name ist Natalie und das hier ist irgendwie… mein Haus.“
„Wovon redest Du den da? Wie kann das hier Dein HAUS sein?? Dieser beschissene Ort ist Dein ZUHAUSE??
„Ich weiß, ich weiß, aber Du musst verstehen, was passiert ist. Das Haus war ja nicht immer so, es- “
„Und was zur Hölle – wie hast Du das da unten gemacht?? Diese Sache mit den Lichtern?“
„Ja, ich weiß – es gehört auch dazu. Es hängt alles zusammen, aber Du musst mich erklären lassen.“ Natalie machte eine Pause und blickte zu David. Er machte seinen Mund zu und nickte, ein Zeichen, dass sie nun ohne Unterbrechungen fortfahren könne. „Das hier ist mein Zuhause. Ich weiß, dass es Dir momentan eher wie die Hölle vorkommt und Du hast mit dieser Vermutung auch absolut Recht. Meine Familie hat einige schräge Sachen angestellt. Wir sind vor ungefähr zehn Jahren in dieses Haus gezogen und anfangs war es hier echt schön. Ein kleines, ruhiges Plätzchen. Ich meine, eigentlich bin ich ja eher ein Stadtmensch, aber es hat mir hier echt gut gefallen! Das Problem ist nur, meine Familie und ich, wir… können so Sachen. Ich denke, du kannst dir da am besten was darunter vorstellen wenn ich sage, dass wir Hexen sind.“ Natalie lachte kurz über diesen Gedanken auf. „Überwiegend waren es kleine, harmlose Partytricks, wie die Sache mit dem Suchscheinwerfer da unten. Doch einige von uns, wie mein Bruder zum Beispiel, gingen damit etwas zu weit. Er war fasziniert von dunkler Magie – Dämonen, Beschwörungen und ähnlichem. Ich meine, Beschwörungen sind ja nicht immer was Schlechtes. Ich zum Beispiel bin in der Lage, eine Katze zu beschwören, das ist ja noch irgendwie süß wie ich finde, doch das, was mein Bruder beschwor, war weitaus schlimmer. Wir haben versucht auf ihn einzureden damit er damit aufhört, aber diese andere Macht war stärker. Leider konnte man Peter noch nie mit Vernunft überzeugen.“
„…Peter?“ Der Gedanke flatterte durch Davids Kopf, aber er war nicht bereit, ihn zu akzeptieren. Peter war seit Jahren sein Freund… Dachte er wenigstens.
„Dieses eine Mal, das müsste so sieben Jahre her sein, da ging mein Bruder etwas zu weit. Hier und da Dämonen über mehrere Minuten zu beschwören reichte ihm nicht, Er brauchte mehr. Wir haben ihn öfter gefragt, warum er von dem ganzen Zeugs so besessen sei, doch er beantwortete die Frage immer mit der Gegenfrage ‚Wieso nicht? ‘ Was in den folgenden Nächten passiert war… es fällt mir schwer, darüber zu reden.“ Trotz ihrer nicht vorhandenen Augen konnte David sehen, dass es sie schmerzte, über diese Erinnerungen zu sprechen. All das hier – diese Hölle – war auf dem Mist ihres Bruders gewachsen, der ja gleichzeitig sein Freund war. Da wurde ihm klar, dass dieses junge Mädchen ebenfalls in diesem Haus gefangen war.
„Also gut“, David legte eine Hand auf ihre Schulter, „dann bringen wir Dich jetzt mal hier raus.“
David sah sich im Raum um. Leichte Panik ergriff ihn als er bemerkte, dass dieses Zimmer, abgesehen von der Klappe im Boden durch die sie sich Zugang verschafft hatten, keine weiteren Türen aufwies – nur glatte Zementwände.
„Hast Du ne Ahnung wo wir uns hier befinden?“ Fragte er das Mädchen während er zu Gott betete, dass sie es tat.
„Ja klar, “ die lange Verzögerung gefiel David überhaupt nicht, “es ist doch mein Haus, oder nicht?“ Sie ging auf eine Wand zu. Die Oberfläche war aus glattem, gebürstetem Zement – keine Öffnungen, keine Türen, nichts. Natalie griff in ihre Hosentasche und zog daraus etwas, das wie ein kleines Stück schwarzer Künstlerkreide aussah. Sie presste es gegen die Wand und zog damit eine lange, geschwungene Linie. Sie zeichnete immer weiter, während David hinter ihr stand und sie voller Ehrfurcht beobachtete. Als sie fertig war, trat sie etwas zurück und begutachtete zufrieden ihr Werk. David hatte so etwas noch nie gesehen, und wenn doch, dann war es in Fantasy-Filmen. Es sah aus wie das Yin-Yang-Zeichen, gemischt mit einem Pentagramm und dem Gekritzel eines Kindes. Natalie steckte die Kreide wieder ein und strich sich mit den Fingern das Haar aus dem Gesicht. Nach einem Augenblick der Stille hob sie die rechte Hand und presste ihre Handfläche gegen das gezeichnete Symbol, während sie zwei Finger der linken Hand gegen die Schläfe hielt. Zuerst dachte David, sie würde mit ihm sprechen, doch dann wurde ihm klar, dass sie wieder diese merkwürdige Sprache benutzte. Kurz darauf schien es, als würde das Symbol vibrieren. David konnte seinen Augen nicht trauen als er bemerkte, dass die Striche nicht mehr schwarz, sondern von glühendem Violett waren. Natalie lächelte als sie die Erschütterung spürte, bevor die Wand in zwei Teile brach.
„Ich liebe es einfach, das zu tun.“
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Tja Leute, so leid mir das tut, dies war vorerst der letzte Teil der Geschichte um das EndLose Haus. Brian Russel, der Schriftsteller, verspricht zwar auf seiner Homepage an diesem Werk weiterzuschreiben, bisher wurde aber leider noch nichts im Internet veröffentlicht.
Hier nochmals die Quelle:
http://frombriansdesk.blogspot.co.at/2013/08/noend-house-3-origin-of-ending-part-2.html
Und die Quelle vom Teil 3-1 (hatte ich vergessen anzuhängen)
http://frombriansdesk.blogspot.co.at/2013_04_01_archive.html
Uuuuuuuuuuuuund - anscheinend wurde es auch schon vertont und ist auf Youtube zu finden - merkwürdigerweise klingt es meiner Version sehr ähnlich, aber ich schwöre, ich habe es alles alleine und ohne Hilfe übersetzt. Wenn ich geahnt hätte, dass es schon übersetzt wurde, hätte ich mir die Arbeit nicht angetan...
Also - wer sich das alles mal anhören möchte - hier ist der Link zum Teil 1:
"NoEnd House" Part 1 CreepyPasta Ep.51 [GER by Cruzix] - YouTube