In der Sinnlichkeit, in der Erfahrung der Lust mit allen Sinnen,
steckt die Sehnsucht nach Ewigkeit. Dabei meint Ewigkeit keine
lange Dauer. Lust kann gar nicht über lange Zeit erfahren werden.
Wenn ich mich vergesse; wenn ich ganz aufgehe in dem, was ich tue,
was ich fühle, was ich bin, erlebe ich Ewigkeit im Augenblick.
Und ich bin gerade dann ganz im Augenblick, wenn ich mich auf eine
sinnliche Erfahrung einlasse, wenn ich zum Beispiel ganz Auge bin
oder ganz Ohr und nur das eine wahrnehme. (…) Ewigkeit meint den
Augenblick, der ganz tief erlebt wird.
Lust ist Aufheben der Zeit und Erahnen der Ewigkeit. Ganz im
Augenblick zu sein heißt für mich, ganz in meinen Sinnen zu sein.
Ewigkeit lässt sich nicht durch eine bestimmte Technik erfahren.
Es ist immer ein Geschenk Gottes, wenn wir uns so vergessen können,
dass wir diese reine Präsenz spüren und die Zeit aufgehoben ist.
Wir können uns nur in Achtsamkeit und Gegenwärtigsein einüben
und darauf vertrauen, dass Gott selbst einbricht in unser Üben.
Wenn er aber einbricht, dann steht die Zeit still, dann schmecken
wir die Ewigkeit, dann endlich kommt unsere Sehnsucht zur Ruhe.
Pater Anselm Grün