Im wesentlichen hast du es richtig verstanden. Die jeweiligen Fristen müssten natürlich noch festgelegt werden, "von jetzt auf gleich" wird es also nicht gehen, aber schon relativ kurzfristig.
Ich habe es ja schon zuvor erwähnt, das beste für beide Setien wäre aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht eigentlich ein weiterer Verbleib in der EU, und je weiter sich die Vereinbarungen davon entfernen, umso drastischer werden die Auswirkungen für beide Seiten ausfallen, mit weiteren Nachteilen für das Vereinigte Königreich.
Das wissen auch alle Beteiligten, die EU kann das ohne Probleme auch zugeben, Johnson und seine Regierung aber nicht - weil sie damit gegen sich selbst argumentieren würden. Da die britische Verhandlungsposition allerdings schlechter ist als jene der EU können sie ihre Idealziele nicht erreichen. Damit ergeben sich zwei Möglichkeiten. Entweder versuchen sie es bis zu Schluss, nutzen das propagandistsich aus und schieben die Folgen der EU und dem Virus in die Schuhe. Oder sie versuchen eine Lösung zu verhandeln, die den Eindruck erweckt, die gewünschte Kontrolle widererlangt zu haben (das war ja einer der Slogans: "take back control"), ohne dass sich großartig was ändert.
Ein dauerhaftes Handelsabkommen nach EU-Regeln wäre ein Einständnis des eigenen Fehlers, und ein solches Abkommen mit kurzfristigen Ausstiegsmöglichkeiten - nunja, genau darum geht es eben. Man hat das Volk jetzt so häufig belogen, da kommt es darauf auch nicht mehr an.
Der tatsächliche Charme der Lösung besteht darin, dass sie an der grundsätzlichen Situation nichts ändert und es damit in Zukunft unwahrscheinlich ist, dass die Briten diese Vereinbarung einfach so aufkündigen. Denn dann würden genau die Probleme entstehen, die auch jetzt entstehen würden. Das Problem wird aber tatsächlich sein, ob die Wirtschaft vertrauen darin besitzt oder nicht.