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Innere Dämonen (am Beispiel der sieben Todsünden)

RoninS

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In der Serie Dexter redet der Hauptcharakter stets von seinem "dunklen oder düsteren Begleiter" (Dark Passenger) und meint damit den Drang zu töten. Also seine Psychopathie, seinen inneren Dämon.
Wir alle haben diese inneren Dämonen, auch wenn wir vielleicht keine Film-Serienmörder sind. Und der Sinn des Lebens, sofern es überhaupt einen hat, ist diese Dämonen zu kontrollieren. Der Katholizismus kennt sieben Todsünden, als die da wären:
  • Hochmut
  • Gier
  • Neid
  • Zorn
  • Wollust
  • Völlerei
  • Faulheit
Und bevor ihr jetzt genervt mit den Augen rollt; nein ich bin kein Christ und glaube auch (leider) nicht an Gott. Wieso leider? Weil Glauben einem helfen könnte, einem manchmal Halt geben würde. Dieser Aspekt fehlt uns Atheisten oft.
Zurück zu den Todsünden. Viele Kritiker des Christentums (ich war mal einer) haben meiner Meinung nach den Inhalt dieser Sünden falsch verstanden und zu Unrecht angeprangert. Denn die Todsünden schaden uns in erster Linie tatsächlich selbst. Und zwar im Dieseits. Fangen wir oben an.

Hochmut (Stolz)

Ist die erste der Todsünden und wird direkt mit Luzifer persönlich assoziiert. Dieser rebellierte als ranghöchster Erzengel gegen Gott selbst, verlor den Kampf und fiel dann mit seinen Anhängern zur Erde hinab. Kritiker sehen darin ein Bekenntnis zum "Duckmäusertum", also der unbedingten Gehorsamkeit eines Menschen gegenüber der Obrigkeit. Nach dem Motto: "Höre stets auf den Papst und die Kirche, rebelliere nicht. Denke daran was mit Luzifer geschah." Es gibt auch das berühmte Zitat: "Lieber der Herrscher der Hölle, als ein Sklave des Himmels."

Tatsächlich kann man das aber auch anders deuten. Sokrates sagte "Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden." Hochmut bedeutet nicht, dass man "Stolz" empfindet oder dass man sich vielleicht für besser als jemand anderes hält. Das ist nicht die "Sünde" daran. Hochmut ist das Abschotten des inneren Denkens und dadurch die Verhinderung neue Sichtweisen zu erlangen. Hochmut verhindert sozusagen, dass du dich selbst weiterentwickeln kannst und widerspricht dem Prinzip der Integrität.

Gier

Wird mit den Dämonen Asmodeus oder auch Mammon assoziiert. Ähnlich wie bei Hochmut, so Kirchenkritiker, diene die Verteufelung der "Gier" dazu die Anhängerschaft möglichst unterwürfig zu halten. "Spende jetzt in den Klingelbeutel und sei nicht geizig", wäre eine Umkehrschlussfolgerung daraus. Tatsächlich ist mit Gier aber gemeint, dass man sich krampfhaft haufenweise Dinge aneignen möchte, die man überhaupt nicht benötigt. Es widerspricht dem Prinzip des Minimalismus. Kurze Erklärung: Besagtes Prinzip bedeutet nicht, dass man auf einem Stein schlafen und sich von Moos ernähren muss. Es sagt lediglich, dass man sich von überflüssigem Trennen sollte. Was überflüssig ist, ist aber subjektiv bei jedem Menschen verschieden. Grobe Regel: Wenn du etwas nie benutzt und es dir keine Freude bereitet, dann ist es überflüssig und kann weg. Das ist Minimalismus.
Gier ist in diesem Beispiel nun das Klammern an genau diesen Dingen, obwohl sie eigentlich weg müssten. Eines der extremsten Beispiele für soetwas wäre das Messietum, wo die Betroffenen aus "Gier" ("man weiß ja nicht, ob man das irgendwann nochmal braucht... ja es stinkt und nimmt Platz weg, aber ich will es nicht wegwerfen") Müll sammeln.
Gier bedeutet nicht das Streben nach Mehr, was etwas positives ist. Es bedeutet "Das Klammern an Überflüssigem". Ich selbst kenne das aus eigener Erfahrung. Denke daran, wie erleichtert ich mich gefühlt hab, wenn ich tatsächlich alte Teller, Schränke und ähnlichen Kram weggeworfen hab, den man sich normalerweise in den Keller stellen würde, weil "könnte man ja nochmal gebrauchen". Man fühlt sich befreit. "Besitz schafft Leiden" und nur Besitz, den man auch wirklich verwendet und benutzt, schafft Zufriedenheit.

Neid

Wird dem Dämonenfürsten Leviathan zugeschrieben. Wie bei fast allen Sünden diene auch die Kritik an "Neid" nur dazu, um die Anhängerschaft möglichst gefügig zu halten, so die Christenkritiker.
Die eigentliche Sünde ist aber nicht, dass wir jemanden sehen der etwas hat und wir das auch wollen. Oder dass wir jemanden bewundern der etwas kann, was wir auch können wollen. Denn genau diese Emotion (ich nenne es mal so) führt dazu, dass wir wachsen (wollen). Logisch.
Die Sünde hier, die uns selbst schadet, ist die Projektion des eigenen Mangels auf denjenigen der es (geschafft) hat. Ich selbst habe sehr stark mit Neid zu kämpfen; es ist sozusagen meine Sünde Nummer 1.
Ich neige dazu, dass wenn ich bestimmte Dinge nicht erreiche diejenigen zu hassen, die diese Dinge erreicht haben. Und das ist mit Neid gemeint. Die Konsequenz daraus kann auch eine waschechte Depression sein. Hier sieht man eindrucksvoll welche Auswirkung das Ausleben einer sogenannten Todsünde dann im Dieseits hat.
Also: Neid als Motivator ist förderlich, da man sich dann mehr anstrengt. Neid als Projektion auf andere ist dagegen die Sünde.
Das Schlimme: Der Übergang ist fließend, kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

Zorn

Wird "Satan" zugeschrieben (der ja eigentlich Luzifer ist). Satan[el] bedeutet "Widersacher Gottes" und ist sozusagen der zweite Zustand Luzifers, nachdem dieser aus dem Himmel verbannt wurde ("volle Kanne auf die Fresse... in den Staub!"). In manchen Dämonologien auch ein eigenständiges Wesen, aber ganz ehrlich: Ich bin kein Okkultist, sondern eher historisch-mythologisch interessiert.
Wo ist jetzt die positive Eigenschaft von Zorn? Ich selbst habe oft Kraft aus Zorn geschöpft, um zum Beispiel im Bereich Fitness wieder vorwärts zu kommen. Stell dir jemanden vor der wegen seines Übergewichts gehänselt wird, bis er schließlich salopp die Schnauze voll hat und sich wieder fit trainiert. Ich bin von 120kg auf 72kg runter. Mit Zorn als Motivation. Das Problem: Zorn funktioniert auch wieder in die andere Richtung.
Angenommen du fasst dir als Ziel, dass du unbedingt als Sieger in einem Triathlon hervorgehen möchtest, weil du das auch mal haben willst (Neid), aber trotz ständigen Trainings schaffst du es eben nicht. Dann wirst du zornig und frustriert und frisst dich wieder voll (Neid --> Zorn --> Frustration --> Völlerei --> Depression und alles wiederholt sich). Die eigentliche Sünde ist hier also die Selbstbeherrschung zu Verlieren. Zorn in seiner Negativform widerspricht dem Prinzip der Disziplin.

Wollust

Die Lieblingssünde der Kirche? Unehelicher Sex = Wollust? Nein. :) Tatsächlich nicht. Wird ebenfalls Asmodeus zugeschrieben. Gier, Wollust und Völlerei sind ja auch irgendwie verwandt. Aber Wollust bedeutet in diesem Kontext NICHT, dass du im Zölibat leben musst. Keine Masturbation durchführen darfst oder ähnliches. Ich verstehe unter Wollust die "Sex-" oder "Pornosucht". Letzteres ist inzwischen stark verbreitet. Stell dir vor, dass du dein Leben danach ausrichtest möglichst viel Pornographie zu konsumieren. Mehr, öfter, häufiger, dauerhaft. Sämtliche andere Lebensbereich leiden darunter. Das wäre Wollust als Sünde und widerspricht den Prinzipien der Disziplin (Selbstbeherrschung) und Minimalismus (sich von schädlichem trennen).

Völlerei

Wird dem Fliegendämon zugeschrieben. Ziemlich eklige Assoziation der fetten Fliege auf dem Essen. Wie bei Wollust: Völlerei bedeutet nicht, dass du nicht XXL-Wienerschnitzel beim Schnitzelkönig essen darfst, sondern dass Essen dein leben bestimmt. Du dich aus Frust vollstopfst.
Wie gesagt: Ich bin von 115kg auf 72kg runter und dann wieder von 72kg auf 110kg hoch. Aktuell wieder in der Abnehmphase und momentan bei 92kg. Bei meinem ersten Abnehmarathon, wo ich innerhalb kürzester Zeit durch sehr intensive Workouts und Diäten sehr viel abgenommen hatte, bildete ich eine Essstörung aus. Während man bei der klassischen Bulimie eben isst und sich dann erbricht, geht man als Sportler zum Beispiel mal eben für mehrere Stunden auf den Crosstrainer, um die Kalorien runterzulaufen. Kein Witz: Ich war einmal 7 Stunden auf dem Crosstrainer, weil ich zuviel Süßigkeiten gegessen hatte (mit Rückenschmerzen hinterher). Solchen Heißhungerattacken nachzugeben ist also Völlerei und meine Todsünde Nummer 2 mit der ich mich rumärgere. Völlerei im Dieseits begünstigt natürlich Depressionen, weil man sich wertlos und eklig danach fühlt. Körperlich kann es Diabetes und Organschäden hervorrufen. Wieder ein gutes Beispiel, dass diese sog. Todsünden eigentlich Namen der inneren Dämonen sind, die uns hier im Dieseits bestrafen. Wie Wollust auch widerspricht es dem Prinzip der Disziplin und des Minimalismus.

Faulheit

Wird Belphegor zugeschrieben. Und die Zeichnung des Dämons sieht aus, als ob er da gerade auf dem stillen Örtchen sitzt. Selbsterklärend, aber trotzdem: Faulheit bedeutet nicht, dass du ein, zwei Tage gar nichts machst und dich erholst. Denn Erholung ist etwas was man sich ja verdient hat. Faulheit ist die Unfähigkeit sich aufzuraffen. Die Endphase. Wollust + Völlerei + Faulheit und es ist sehr schwer da wieder aufzustehen. Ich selbst schaffte es dank positivem Zorn wieder raus.
Kritiker der Kriche meinen, dass es die Anhängerschaft motivieren soll gute Arbeitersklaven zu sein. Aber jegliche "Arbeit" ist immer Arbeit für dich selbst. Verwechsel das nicht mit einem 9-5-Job, der Geld ranschafft. Das muss nicht zwangsläufig Arbeit sein.
Unter Arbeit verstehe ich etwas zu tun, um seinen eigenen Zielen näher zu kommen. Schon allein der erste Schritt; sich selbst ein Ziel zu suchen, ist somit Arbeit. Und in der Sekunde wo du das anpackst hast du die Faulheit schon überwunden. Verläuft das auf halbem Weg im sande und wird der Weg nicht angepasst, hat der "Dämon" natürlich gewonnen. Faulheit widerspricht dem Prinzip der Disziplin.

Die Hölle

In diesem Zusammenhang erschaffen wir uns unsere Hölle selbst. Nein du kommst nach dem Tod nicht in einen Kochtopf.

Aber wenn du neidisch bist ("warum kann ich nicht, was XY kann? Das ist unfair!"), daurch frustriert wirst und dich aufgibst. Dem Hochmut nachgibst ("ich weiß eh, dass das alles nichts bringt"), dich der Völlerei hingibst ("ich futter mich voll um eine Leere in mir mit Essen zu füllen") und in der Faulheit endest ("ich hab einfach gar keine Lust auf gar nichts mehr"), dann lebst du in deiner eigenen Hölle im Dieseits.

Ich war da oft, ich komme da vermutlich immer wieder hin. Ich hoffe, dass ich mich da immer wieder rausziehen kann.
In diesem Sinne. :)
 
Ja die 10 Gebote und 7 Todsünden sind eh wie ein universeller Verhaltenskodex. Ich denke, der müsste sogar im ganzen Universum gelten.


Aber man muss auch sagen, dass viele von den "Sünden" auch Gefühle sind welche wir nun mal haben und einige Verhaltensstörungen.
 
Ein Song, der mir oft wieder hoch geholfen hat nach schweren Tiefphasen, ist Atme den Regen von Kontra K. Falls noch nicht bekannt hier. Gestern wieder beim Joggen gehört.
 
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