ich stell mir das so schrecklich vor:
eine jüdische familie ausgerottet bis auf einen einzigen und dieser wird niemals gerechtigkeit bekommen weil man keinen veranwortlichen findet das muss so hart sein...
dazu möchte ich auch noch was anmerken, was vllt bissel offtopic ist. da sagen viele heute, was geht uns das noch an, was haben wir mit damals zu tun...
ob man einiges, was heute passiert, als übertrieben ansehen mag oder nicht, sei mal dahingestellt.
aber wenn man die biographien liest - die oft nicht von den opfern selbst, sondern von deren nachfahren geschrieben wurden - wird einem bewusst, was für auswirkungen das naziregime noch auf nachfolgende generationen der opfer hatte.
sie wurden ihres heimatlandes beraubt, weil sie hier nicht leben durften...
sie gehen an ihrem elternhaus vorbei, das ihnen niemals zurückgegeben wurde, sie sehen ihr eigentum, das nun fremde menschen besitzen, sie sind überschuldet wegen der arztrechnungen für ihre eltern, großeltern, sie leiden unter depressionen wegen der psychischen schäden ihrer eltern, großeltern, sie wurden ihrer geschichte beraubt, haben nie erfahren, wer ihr vater, ihr großvater war, sie kamen verstümmelt auf die welt, weil ihre vorfahren im kz verstümmelt, vergiftet, gequält oder als versuchskaninchen missbraucht wurden, sie wuchsen in erbärmlichen verhältnissen auf, weil man ihre vorfahren enteignet hatte bzw diese nie einen beruf erlernen durften/konnten oder sie gesundheitlich nicht mehr in der lage waren zu arbeiten, es wurde ihnen keine schulbildung zu teil, weil ihre vorfahren kein geld dafür hatten und es wichtiger war, ein haus zu bauen und zu essen zu haben oder weil sie im lager auf die welt gekommen sind...sie durften niemals eigene kinder haben, weil man sie als kind zwangsterilisiert hat, sie werden von ihren geliebten verlassen, weil sie niemals kinder bekommen können...der letzte rest ihrer familie stirbt mit ihnen aus...
ich bin nicht im stande, mir vorzustellen, wie das für mich wäre, wenn meine eltern oder großeltern davon betroffen gewesen wären und dann einer zu mir käme und sagt: was geht mich das heute noch an? das muss furchtbar sein.
das leiden wird nicht mit den letzten opfern sterben. es hat auch von den nachkommen besitz ergriffen und ihr leben einschlägig geprägt. und ich finde, man muss auch diesen menschen, so viele jahre danach, beistehen wo man nur kann.
was nicht heißen will, dass es hier nicht durchaus schwarze schafe gibt, die das gerne ausnützen würden.
in einem buch las ich mal... viele jahre nach ihrer zeit im kz ging eine alte frau einkaufen. da stand auf einmal ein alter mann neben ihr und sah ihre eintätowierte nummer... und hämisch grinsend sagte er dann zu ihr: du hast deine nummer auf dem arm, ich habe meine nummer unter dem arm (anspielung auf die ss tätowierung) und ging schadenfroh davon. die frau war von heute auf morgen, jahrzehnte nach all dem leiden, schlagartig wieder mittendrin.
und genau so wie man diesen menschen heute noch beistehen muss, genau so real wie der horror für die opfer heute noch ist oder werden kann, genau so sorgfältig und unablässig sollte man auch heute noch nach den tätern suchen, um sie zur rechenschaft zu ziehen.